Manchmal erfassen uns heftige Gefühle, die wir uns nicht erklären können. Da gibt es tiefe Trauer, rasende Wut, brennende Angst, lähmende Ohnmacht, unstillbare Sehnsucht, quälende Unruhe… Vielleicht war es schon immer so und vielleicht tauchen diese Gefühle eines Tages plötzlich auf, bleiben, und wir spüren, dass unser Leben uns zunehmend entgleitet.
Die Familienaufstellung zeigt, dass es neben dem genetischen Erbe auch so etwas, wie ein emotionales Erbe, zu geben scheint:
Ich kann unwissentlich mit der Todesangst meines Großvaters verbunden sein, der als Soldat im 2. Weltkrieg an der Front kämpfte. Oder mit der Verzweiflung meiner Großmutter, die ihr Baby auf der Flucht vor dem Feind verlor. Oder mit der Wut meiner Tante auf ihren Ex-Mann, der sie mit den Kindern sitzenließ, um mit seiner jungen Geliebten durchzubrennen.
Ich fühle diese Gefühle dann wie meine eigenen, ohne zu wissen, dass sie zu jemand anderem gehören. Und da diese Gefühle nicht aus eigenen Erfahrungen resultieren, kann ich sie mir auch nicht erklären. Das ist ein Umstand, der mich zusätzlich in Verwirrung stürzen kann und in die Frage: „Was ist nur mit mir los?“
Die Familienaufstellung kann dazu beitragen, übernommene Gefühle als solche zu erkennen und das Familiengefüge zu harmonisieren.