Die Bindung zwischen Mutter und Kind – viele Erwartungen ranken sich um die Mutterschaft: „wenn wir auf unser Kind schauen, fühlen wir, wie wir innerlich weich und warm werden, unser Herz sich öffnet und unsere Liebe zu ihm strömt. Unsere Herzen sind verbunden.“ Doch was, wenn man das nicht fühlt? Was, wenn man das Kind anschaut und fühlt gar nichts – oder sogar Abwehr?
Mutter-Kind-Bindung
„Warum kann ich mein Kind nicht lieben?“
Zur Mutter wird man nicht geboren.
Erst mit der Geburt des ersten eigenen Kindes beginnt der Prozess, in die Mutterschaft hineinzuwachsen. Dieser Prozess ist von vielen Zweifeln und Unsicherheiten begleitet, denn ständig wird etwas zum ersten Mal ausprobiert bzw. entschieden, und immer steht die Frage im Raum: „Was ist das Beste für mein Kind?“ und oft eben auch „Woher soll ich die Liebe nehmen?“
Wenn wir statt des Liebesstromes eher starke negative Gefühlen empfinden, die sich gegen unser leibliches Kind richten, liegt das in der Regel an alten Verletzungen, die wir unserer eigenen Kindheit erlebt haben und die hier schmerzhaft berührt werden. Und die heftigen Gefühle, die dann in uns hochsteigen, sind kindliche Gefühle, die zu unserem eigenen inneren Kind gehören. Es sind Gefühle wie Wut, Traurigkeit, innere Zerrissenheit, Zweifel, Verachtung, Angst, Enttäuschung, Hilflosigkeit, die uns in einem Moment überfluten, wenn unser Kind diese schlummernden Wunden schmerzhaft berührt, ohne es zu wollen.
Negative Glaubenssätze, unser verletztes inneres Kind – all dies kann unsere Herzensverbindung zu unseren Kindern empfindlich stören.
Immer, wenn wir in Alltagssituatiaonen „unverhältnismäßig stark“ reagieren, können wir uns fragen, woher denn diese Heftigkeit der Gefühle kommt:
- Wenn die kleine Emma nicht gehorcht und wir darüber sehr wütend werden, hören wir vielleicht innerlich den Spruch: „Kinder mit ’nem Willen kriegen eins auf die Brillen“ – vielleicht haben uns unsere Eltern mit diesem Spruch schon gezwungen zu gehorchen?
- Wenn der kleine Dirk viel weint und plötzlich der verächtliche Satz in uns hochkommt:“ Du kleine Memme“ oder „Klein Indianer kennt keinen Schmerz“ – vielleicht spricht da unser eigener Vater in unserer Erinnerung, der uns das Weinen verboten hat?
- Wenn der kleine Benjamin trotz unserer Bemühungen nachts nicht einschläft, werden wir vielleicht von einem Gefühl der Hilflosigkeit überschwemmt, weil unsere Eltern uns nachts allein im Bettchen haben brüllen lassen, bis wir vor Erschöpfung einschliefen?
- Wenn die kleine Lotte sehr fordernd ist und keine Rücksicht nimmt, obwohl es uns schlecht geht und wir darüber sehr enttäuscht sind, kommen vielleicht Gedanken wie: “Wie kannst du nur so undankbar /unsensibel / rücksichtslos, etc. sein“ – Sätze, die wir als Kinder häufig von unserer Mutter zu hören bekommen haben?
- Wenn wir den kleinen Justus immer (negativ) beurteilen und dabei leise Verachtung spüren, weil alles, was wir als Kind gaben, ebenfalls für unsere Eltern „nie genug war“?
Mutter und Kind – die systemische Familienaufstellung
Eine systemische Familienaufstellung kann in diesem Zusammenhang ergründen helfen, was wir erlebt haben und wie wir uns davon lösen können. Durch die Beschäftigung mit den Stellvertretern können wir uns mit jeder Person im System verbinden und lernen, Mitgefühl mit uns selbst zu haben. Wir lernen, nachsichtig zu uns selbst zu sein und uns mit unseren Fehlern liebevoll anzunehmen. Vielleicht hilft sie uns, in die Mutterrolle hineinzuwachsen und uns als Mutter mehr zu spüren. Vielleicht gelingt es, die Beziehung zu unserer eigenen Mutter zu heilen. Und vielleicht können wir die negativen Glaubenssätze kennen lernen, herausfinden, wie sie uns das Leben gerettet haben. Und über die Auseinandersetzung mit ihnen können wir sie vielleicht langsam gehen lassen. Unser Blick wird immer freier, wir können immer leichter auf unser Kind schauen – und unser Kind fühlt sich von uns gesehen.
Die Familienaufstellung kann zudem bei einem Kind, das körperliche oder emotionale Auffälligkeiten zeigt, beleuchten, ob es unter systemischen Belastungen leidet und helfen, diese zu ergründen. Und Familienaufstellung kann ressourcenorientiert arbeiten und somit den Kindern unterstützende Impulse für ihre weitere Entwicklung geben.
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